Dr. med. Siegbert Tempelhof demonstriert Strain-Counterstrain
Strain-Counterstrain wurde in den Sechziger Jahren von dem amerikanischen Osteopathen Dr. L. Jones entwickelt. Diese osteopathische Technik arbeitet mit Tenderpunkten, die als myofasziale Verquellungen imponieren und auf Druck schmerzhaft reagieren.
Im Gegensatz zu Triggerpunkten haben sie keine periphere Schmerzausstrahlung. Die Tenderpunkte sind mit somatischen Dysfunktionen im Bereich von Wirbelkörpern, Gelenken, Muskeln und anderen Weichteilstrukturen vergesellschaftet.
Ziel der Therapie von Strain-Counterstrain ist das Auffinden einer Körperposition, die eine maximale Schmerzreduzierung und ein maximales Gewebe-Release des Tenderpunktes hervorruft. Dazu wird die dysfunktionelle Struktur weg von der restriktiven Barriere gebracht.
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Strain-Counterstrain Technik: Tenderpunkt entscheidend
Die im Video gezeigten Einstellungen sind als Vorschläge zu verstehen. Es gibt im Strain-Counterstrain keine unumstößlichen Regeln. Es existieren je nach Patienten große individuelle Unterschiede in der Einstellung. Recht hat immer das Gewebe, das durch Schmerzreduzierung und Release die richtige Einstellung anzeigt.
Alle Angaben zum Ausmaß der Bewegungsrichtungen sind relativ. Entscheidend ist einzig das Verhalten des Tenderpunktes. Als in den meisten Fällen gültige, aber nicht immer geltende Regel kann man sich merken, daß der Tenderpunkt in das umgebende Gewebe hinein gefaltet wird, also das Gewebe in der Umgebung des Tenderpunktes verkürzt und entspannt wird.
Somit kann im jeweiligen Einzelfall aus einer angegebenen deutlichen Rotation eine diskrete werden. Aus der Angabe, Rotation weg vom Tenderpunkt, eine Rotation hin zum Tenderpunkt. Das Gleiche gilt für die Lokalisation der Tenderpunkte, die eine mehr oder weniger große Variabilität aufweisen können.
Allgemeine Regeln beim Strain-Counterstrain zur Einstellung:
Die Positionierung des Patienten erfolgt beim Strain-Counterstrain anhand der vorgefundenen Tenderpunkte dreidimensional im Raum. Es wird die Position eingenommen, in welcher der Tenderpunkt die größte Entspannung bietet. Point of greatest ease – Point of Balance. Starre Regeln gibt es nicht.
Das Feintuning
Das muss jeweilig am Patienten und vor allen Dingen anhand der Patientenreaktion entschieden werden. Nach der Grobeinstellung erfolgt das Feintuning. Die exakte Einstellung entscheidet über Erfolg oder Misserfolg der Technik.
Der Tastfinger sollte die gesamte Therapiedauer über Kontakt mit dem Tenderpoint halten. Der Patient verhält sich völlig passiv sowohl beim Positionieren als auch – besonders wichtig – beim Zurückführen in die Normalposition. Eine Muskelaktivierung seitens des Patienten könnte die Therapie durch erneute Rezeptorenreizung zunichte machen.
Nach passiver Rückführung erfolgt eine abschließende Reevaluierung des Tenderpoints durch Beurteilung des Gewebes, welches ein Release durchlaufen haben sollte und erneute Befragung des Patienten. Hierbei ist im Idealfall eine mindestens 70-prozentige Schmerzreduzierung zu erwarten.
Ein zentral befindlicher Tenderpoint wird meist flektiert. Ein dorsal sich befindlicher Tenderpoint wird meist extendiert. Je weiter ein Tenderpoint ist, umso mehr muß meist in Flexion oder Extension behandelt werden. Je weiter ein Tenderpoint ist, umso mehr muß meist in Seitneigung und Rotation behandelt werden. Bei mehreren Tenderpunkten werden die schmerzhaftesten behandelt. Im klinischen Alltag hat es sich bewährt, nicht mehr als sechs Tenderpunkte pro Sitzung zu behandeln. Alle Einstellungen im Video werden so gezeigt, daß der Tenderpoint sich immer auf der rechten Seite befindet.
Gluteale Tenderpunkte: Upper Pole PL-5
Alle 3 Upper Pole Punkte L 5, 4 und 3 werden in Hüftgelenksextension, Adduktion und Aussenrotation behandelt. Der Tenderpunkt Upper Poel L 5 befindet sich leicht craniomedial der Spina iliaca posterior superior. Wir extendieren das Bein, führen eine Adduktion und leichte Aussenrotation durch. 90 sec. halten, passive Rückführung und Überprüfung des Tenderpunktes.
Analog wird der Punkt L 4 behandelt. Der Tenderpunkt befindet sich ausgehend von der Spina iliaca anterior superior lateral am Rand des Tensor fasciae latae. Es erfolgt wieder eine Extension, Adduktion und Aussenrotation. Im Vergleich zum Punkt Upper Pole L 5 haben wir weniger Extension und mehr Aussenrotation. 90 sec. halten, passive Rückführung und Reevaluierung.
Analog wird der Punkt Upper Pole L 3 behandelt, der sich zwischen dem Punkt Upper Pole L 5 und Upper Pole L 4 im Bereich der Glutealmuskulatur auf Höhe der Spina iliaca posterior superior befindet und ebenfalls mit Extension, Adduktion und Aussenrotation behandelt wird.
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