Thomas Schnura erklärt die Wege der Infektion mit Syphilis bzw. Lues und die Stadien der Krankheit, die auch in der Heilpraktikerprüfung ein Schwerpunktthema ist.
Syphilis – Wissen Sie eigentlich woher der Begriff „Fisimatenten machen“ kommt?
Nun, aus dem französischen: „Visitez ma tente“ – besuche mein Zelt! Wenn aber die junge Dame der Aufforderung des Soldaten Folge leistete, dann konnte es sein, dass einer von beiden, vielleicht aber auch beide, am Ende mit einer Syphilis zurückblieben.
Glauben Sie niemandem, der Ihnen erzählt, er hätte es sich am Toilettensitz geholt.
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Syphilis ist eine Kontaktinfektion
Mit 50 Millionen Neuinfektionen jährlich ist die Lues, die Syphilis, eine Kontaktinfektion, die durch Bakterien übertragen wird. Der Erreger heißt Treponema pallidum oder spirochaeta pallida.
Treponema pallidum ist der Erreger von Syphilis bzw. Lues
Die Inkubationszeit liegt bei ein bis drei Wochen, der Übertragungsweg ist der Geschlechtsverkehr. Wir haben mit der Lues eine Infektionskrankheit, die ausgesprochen vielseitig daherkommen kann.
Stadien der Syphilis / Lues
Syphilis verläuft zunächst einmal, ganz grob betrachtet, in drei Stadien:
Das erste Stadium ist erstaunlich: Diese Phase des lokalen Primäraffekts ist dadurch gekennzeichnet, dass am Eintrittsort des Erregers eine schmerzlose offene Stelle entsteht, das Ulkus durum, das bis zu Centgroß werden kann.
Darüber hinaus finden wir zunächst einmal am Eintrittsort keine weiteren Symptome mehr vor.
Bemerkenswert an der Lues ist, wie gesagt, die Schmerzlosigkeit. Das heißt, es beobachtet jemand am Eintrittsort des Erregers eine offene Stelle, wundert sich darüber, dass es eigentlich nicht weh tut und dann kann es sein, dass ein Mensch deshalb allein die Infektion übersieht.
Das syphilitische Exanthem
Danach beginnt das zweite Stadium: Nach ca. 10 bis 12 Wochen nach der Infektion haben wir das syphilitische Exanthem, einen Ausschlag.
Deswegen heißt die Lues auch die Lügnerin unter den Geschlechtskrankheiten. Die Erkrankten bekommen ein masern-, akne- oder windpockenartiges Exanthem.
Es kann sein, dass man Sie in der Amtsarztprüfung danach fragt, was wohl vorliegen könnte, wenn ein Mensch das zweite Mal in seinem Leben Windpocken hat.
Verdacht auf Lues
Grundsätzlich lautet die Aussage, Windpocken und auch Masern treten im Leben nur einmal auf, auch wenn es Einzelfälle gegeben hat, in denen im höheren Lebensalter diese Infektionen ein zweites Mal vorgekommen sind. Trotzdem, grundsätzlich einmalig.
Wenn also ein Mensch ein masern- oder akne- oder windpockenartiges Exanthem zum zweitenmal in seinem Leben bekommt, dann liegt hier ein schwerer Verdacht für das Vorliegen einer Lues vor.
Spezifische Symptome in der zweiten Phase der Syphilis
Es gibt in dieser zweiten Phase, die durch das Exanthem gekennzeichnet ist, eine ganze Reihe von ganz spezifischen Symptomen die in der Bezeichnung, in der lateinischen bzw. medizinisch-griechischen Bezeichnung, die Spezifika, vorkommen:
Die Koryza oder Rhinitis spezifika. Darunter versteht man eine Rhinitis, die ganz speziell durch den Namen der Lues assoziiert ist, die Rhinitis spezifika. Sie unterscheidet sich nicht von einer normalen Rhinitis, bloß wir finden eben anderweitige Infektionen nicht. Eine ganze Reihe weiterer Symptome können im zweiten Stadium der Lues auftauchen…
Das sind zum Beispiel die alopecia specifica, der Haarausfall, der aussieht, als hätte der Erkrankte die Motten in den Haaren, so heißt es tatsächlich.
Die angina specifica, eine Rachen- und Halsentzündung. Außerdem gibt es die condylomata lata, feigwarzenartige hypertrophierte Papeln, meistens im Geschlechtsorganbereich, die hoch infektiös sind.
Dann können wir den pemphigus specificus beobachten, ein Blasenexanthem, das sich an den Handflächen und Fußsohlen darstellt.
Außerdem gibt es luesche Papeln in der Genitalregion die verhornen, verhornende Papeln. Und schließlich syphilitische Leukoderme, weißliche Hautflecken, die sich bisweilen am Hals darstellen und deshalb auch als das Halsband der Venus bezeichnet wird. Der Venus deshalb, weil es eine Geschlechtskrankheit ist die beim Liebesspiel auftritt.
Symptome an inneren Organen
Im zweiten Stadium kann die Lues auch an verschiedenen inneren Organen Symptome zeigen. Sie kann auf die Leber übergreifen, man spricht dann von einer Lebersyphilis, auf die Meningen, auf die Spondylen das sind die kleinen Wirbelgelenke oder es kann auch zu einer Knochenhautentzündung, zu einer Periostitis, kommen.
Während des zweiten Stadiums haben die Infizierten gegebenenfalls erhöhte Temperatur, selten und auch allenfalls schubweise Fieber. Das heißt, die Körpertemperatur liegt bei 37,5 Grad Celsius. Das ist erhöht, aber es ist noch nicht im Fieberbereich.
Diese Symptome treten in verschiedenen Konstellationen auf, meistens in einem Zeitraum von zwei bis drei Monaten, längstens zwei Jahre lang. Danach verschwinden die Symptome des zweiten Stadiums und dann geht der Patient in eine Latenzphase über.
Bei Syphilis kein Schutz vor zweiter Infektion
In dieser Phase bzw. nach dem zweiten Stadium ist die Lues nicht mehr infektiös. Das bedeutet übrigens nicht, dass sich ein Mensch in dieser Phase oder nach der zweiten Phase nicht ein zweites Mal infizieren kann. Geschützt sind wir auch mit einer latenten Infektion nicht!
Die Latenzphase, die dann eintritt, kann verheerend lange sein und lange Zeit über das Vorliegen einer Infektionskrankheit hinweg täuschen. Bis zu 20 Jahre kann die Latenzphase anhalten.
Das dritte Stadium der Syphilis
Das dritte Stadium oder Tertiärstadium kann sich in unterschiedlichen Verlaufsformen darstellen.
Da haben wir zunächst einmal die gutartige oder tertiäre Syphilis der Haut, des Skeletts und des Bewegungsapparates. Meistens treten diese Symptome drei bis zehn Jahre nach der Infektion auf und es kommt hier zur Ausbildung weit ausgedehnter Gummata.
Das sind Geschwüre, die das Gewebe zerfressen. Geschwüre, die zum Beispiel das Nasenseptum und den harten oder weichen Gaumen befallen können, die am Bewegungsapparat auftreten können. Und in diesem Zusammenhang kommt es zu Defektheilungen, das heißt, es bleiben tatsächlich große weggefressene Räume zurück.
Erscheinungsformen in der zweiten Verlaufsform
Die zweite Verlaufsform ist die Neurolues oder Neurosyphilis, sie tritt meist bis zu 20 Jahre nach der Infektion auf.
Wir haben hier zwei Erscheinungsformen: Einmal die Tabes dorsalis, das ist der Verlauf bei dem durch Befall des Rückenmarks großflächig Lähmungen und Sensibilitätsstörungen auftreten und zum anderen die progressive Paralyse, die gekennzeichnet ist durch Verhaltensveränderungen, durch Lähmungen, zentral erzeugte Krämpfe und massive affektive Symptome, die Manie und die Depression.
Dritte Verlaufsform der Neurolues
Schließlich die dritte Verlaufsform der Neurolues, die kardiovaskuläre Lues oder kardiovaskuläre Syphilis. Hierbei stehen im Vordergrund Schäden am Herzen und an der Aorta. Symptome dieser kardiovaskulären Lues sind die Mesaortitis, die Entzündung der Aorta und massive Schädigungen der Aortenklappen.
Zu den Symptomen dieser kardiovaskulären Lues gehört die Mesaortitis
Daraus resultieren eine Herzinsuffizienz, eine Koronarinsuffizienz und das Risiko, dass die betroffenen Gebiete des Herzens und der Aorta reißen. Wir haben eine bakterielle Infektion vorliegen und das heißt, die Therapie wird durch Antibiotika durchgeführt, das Therapeutikum der Wahl ist Penicillin.
Ach übrigens… dürfen Sie die Lues behandeln?
Nein! Und nach welchem Gesetz nicht?
Richtig! Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG)!
Autor:
Thomas Schnura , Diplompsychologe und Heilpraktiker
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