Thomas Schnura erklärt aus der Reihe „Psychosomatik – Essstörungen“ die Bulimie und geht dabei unter anderem auch auf die Hintergründe, Symptome und Folgen ein. Der Beitrag ist Teil des Lehrfilms „Crash-Kurs Psychologie“.
Bei der Bulimie, der Bulimia nervosa, handelt es sich um eine Ess-Brech-Sucht.
Menschen mit dieser Störung weisen ein geradezu süchtiges Essverhalten auf. Sie haben Fressattacken, sie verschlingen große Mengen an Nahrung.
Man hat das teilweise überprüft und festgestellt, dass sie mehrere 10.000 Kalorien pro Essattacke zu sich nehmen. Sie schlingen das Essen rasch hinunter. Sie müssen es sich in großen Mengen reintun und zwar nicht ein aufwändig zubereitetes fünfgängiges französisches Menü, sondern eben irgendetwas, was schnell verfügbar ist.
Hochkalorisch, leicht essbar und leicht zuzubereiten. Das sind die Bedingungen.
Thomas Schnura erklärt Symptome der Bulimie
Selbst induziertes Erbrechen bei der Bulimie
Dem folgt ein selbst induziertes Erbrechen als Mittel zur Gewichtskontrolle, dann werden in großen Mengen Abführmittel zu sich genommen und der Mensch nimmt dann auch noch – und damit begeht er geradezu Raubbau an seiner Gesundheit – nimmt Diuretika, also Mittel, die die Harnausscheidung fördern.
Angst vorm Dickwerden
Dass hier mit Medikamenten in einen hochempfindlichen Mechanismus eingegriffen wird, ist eigentlich überhaupt nicht zu tolerieren. Menschen mit einer Bulimie haben eine ausgesprochene Angst dick oder zu dick zu sein oder auch nur ein bisschen Körperübergewicht zu haben. Sie sind demzufolge auch meistens normal gewichtig.
Betroffene von Bulimie sind unauffällig
Eine Kollegin sagte einmal über Bulimiker, auffällig ist deren Unauffälligkeit. Man sieht es ihnen nicht an. Nach den Fress- und Brechanfällen kommt ein depressives Erleben der eigenen Persönlichkeit, mit Verzweiflung, Scham, Schuld, Selbstvorwürfen.
Krankheitsbewusstsein bei der Bulimia nervosa
An dieser Stelle erkennen wir unter anderem einen wichtigen Unterschied zur Anorexia nervosa. Bulimiker haben ein Krankheitheitsbewusstsein. Sie tun etwas, für das sie sich schämen und ich kann mich ja nur für etwas schämen, dessen ich mir bewusst bin. Die Amenorrhö setzt ein, auch bei der Bulimie, obwohl der Körper normal gewichtig ist, aber es werden ihm ja wichtige Lebensmittel vorenthalten.
Symptome und Folgen der Bulimie
Die Amenorrhö ist in 30 % der Fälle zu beobachten, dann treten depressive Verstimmungen ein, Diebstähle, Suizidversuche, Selbstbeschädigungen werden beobachtet, Zwangssymptome, Konzentration und Arbeitsstörungen und natürlich und nicht zu vergessen die Schädigungen des Magen-Darm-Trakts.
An allererster Stelle die Schädigung der Mundhöhle, dann der Zähne, des Rachens und des Ösophagus. Und schließlich natürlich auch Veränderungen der Nährstoffwerte im Serum, das heißt die Cholesterinwerte verändern sich, Elektrolytveränderungen liegen vor und die können auch zum Teil erhebliche Störungen am Herz-Kreislaufsystem verursachen.
Die Bulimie kann verheerende Folgen haben
Vor allem Frauen sind betroffen
95 % der Betroffenen sind Frauen. Von einer Bulimie sind mindestens vorübergehend drei bis fünf Prozent der weiblichen Bevölkerung betroffen.
Das heißt also rein statistisch betrachtet müssten Sie jemanden kennen, der Bulimiker ist. Kennen Sie jemanden? Einige von ihnen werden jetzt sagen: „Nein“, das heißt aber mindestens statistisch gesehen, Sie kennen jemanden aber Sie wissen es nicht, weil Bulimiker sich für ihr Verhalten, wie gesagt, schämen. Das Manifestationsalter liegt hier zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr.